Weichenstellung

Weichenstellung

Weichenstellung

Immer wieder im Leben ist es an der Zeit tiefgreifende Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen die uns nicht leicht fallen, da wir aus unseren lieb gewonnenen Gewohnheiten, die uns ein Gefühl von Sicherheit geben, ausbrechen müssen. Auch wenn man innerlich schon lange weiß, dass man auf dem falschen Gleis unterwegs ist, ist es nicht immer einfach eine bedeutsame Entscheidung zu treffen. Solche Entscheidungen sind oft wie festgerostete Weichen, die große Anstrengungen erfordern, um sie umzulegen, damit sie uns auf ein anderes Gleis, in eine andere Richtung, in eine andere Zukunft bringen. Warum ist es aber so schwer, eine solche Entscheidung zu treffen?

Vielleicht ist es die Angst davor, eine falsche Richtung einzuschlagen oder vielleicht das Wissen, neu anfangen zu müssen und wohl möglich eine Reihe lieber Menschen hinter sich lassen zu müssen. In meiner Situation traf bis zu einem gewissen Grad alles zu. Nicht zuletzt trieb mich die Frage um, wie mein Umfeld auf meine Entscheidung reagieren würde. Mir ist durchaus bewusst, dass gerade das kein Thema spielen sollte. Nicht unser Umfeld sollte unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflussen, sondern wir sollten unsere Entscheidungen danach ausrichten, was gut für uns ist.

Warum aber dann eine so tiefgreifende Entscheidung treffen und umsetzen, die scheinbar doch so unangenehm und belastend ist?

Befreiung

Die Antwort ist schlicht und einfach Befreiung. Die Befreiung von Zwängen und Einflüssen aus seinem Umfeld, die einen, ohne das man es merkt, langsam erdrücken. Bei mir hatte es einige Zeit gedauert, bis ich mir selbst eingestanden habe, dass ich eine endgültige Entscheidung treffen musste, die mich aus meinem Hamsterrad befreit. Mit offenen Augen fuhr ich als Yoga-Lehrer mit Volldampf in Richtung Endstation Burnout, nicht wirklich ein gutes Vorbild. Lange Zeit habe ich die längst überfällige Entscheidung immer wieder hinaus gezögert und an mir selbst gezweifelt, weil ich keine Erklärung für meine stetig größer werdende Antriebslosigkeit finden konnte. Erst jetzt, einige Monate nachdem ich die rostige Weiche umgelegt habe, beginne ich zu verstehen, was mich so sehr belastet hat. Aus Rücksicht auf Andere habe ich mich selbst verbogen, mich selbst betrogen, mich selbst und meine Überzeugungen, mein Verständnis von Yoga unterdrückt. Besonders im Yoga ist es gut und wichtig, dass es unterschiedliche Ansichten und Überzeugungen gibt. Die Unterschiede sind es, an denen wir uns reiben können, die uns zum Nachdenken zwingen, die uns dazu zwingen, uns weiter zu entwickeln. Manchmal entwickelt man sich und sein Umfeld auseinander, so weit, dass es notwendig wird, sich aus seinem Umfeld zu befreien und seinen eigenen Weg zu gehen. Es geht nicht darum sich über andere zu stellen oder gar ihren Weg in Frage zu stellen, es geht einzig und allein darum seinen eigenen Weg zu finden. So schwer und schmerzhaft der Prozess der Befreiung auch immer ist, so wichtig ist er aber für die eigene Weiterentwicklung, für den eigenen Seelenfrieden.

Gewissheit

Auch wenn meine Zukunft in einem Bereich meines Lebens nun völlig im Dunkeln liegt, breitet sich bei mir neben dem Gefühl der Freiheit auch eine innerer Ruhe und Gelassenheit aus. Es ist nicht nur die Last der Entscheidung, von der ich mich befreit habe. Es ist auch einfach die Gewissheit, dass ich mich aus falsch verstandener Rücksicht nicht mehr selbst verbiegen muss. Es ist die Gewissheit, dass ich im Buch meines Lebens ein neues Kapitel aufgeschlagen habe. Es ist die Gewissheit neuen Herausforderungen zu begegnen, an denen ich wachsen kann.

Es ist die Gewissheit, dass jeder die Wahl hat ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Auch ich.

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