Rückenyoga bei Yoga vivo
Du möchtest Rückenproblemen vorbeugen oder etwas gegen deine Rückenprobleme unternehmen, findest bei uns aber kein Rückenyoga im Angebot?
Anatomie für Einsteiger
Knochen und Muskeln
Dein Körper ist mit einem Gewebe durchzogen, das jede einzelne Muskelfaser umhüllt. Das sogenannte Fasziengewebe sorgt dafür, dass sprichwörtlich alles miteinander verbunden ist. Jede deiner Bewegungen wirkt sich somit auch auf deinen Rücken aus. Hinzu kommt, dass deine Arme und deine Beine muskulär direkt mit deinem Rumpf und somit mit deinem Rücken verbunden sind. Der Hüftbeugemuskel Psoas Major verbindet zum Beispiel jeweils einen deiner Oberschenkelknochen mit der Lendenwirbelsäule bis rauf zum unteren Teil deiner Brustwirbelsäule.
Auch wenn es einige sich wiederholende Muster gibt, sind die Ursachen für Rückenprobleme stets individuell. Der Erste sitzt zu viel, der Zweite bewegt sich grundsätzlich zu wenig, der Dritte belastet sein Körper zu einseitig, der Vierte hat Stress und so weiter.
Stress und deine Faszien
Bei Stress produziert dein Körper Botenstoffe, die dafür sorgen, dass sich das Fasziengewebe mit der Zeit zusammenzieht, was wiederum zu Verspannungen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Natürlich können auch anatomische Besonderheiten, wie unterschiedliche Beinlängen, zu Rückenproblemen führen. Auch Unfälle und deren Folgen sowie chronische Erkrankungen wie Rheuma, etc. können Rückenprobleme verursachen oder begünstigen. Die Liste lässt sich nach Belieben erweitern.
Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der Evolution, in dem alles nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene miteinander verbunden ist. Die Ursachen, für deine Probleme oder gar Schmerzen liegen nicht selten an ganz anderen Stellen, und nicht an der Stelle, an der du sie spürst.
Was ist denn eigentlich Rückenyoga?
Vielleicht hilft dir heute entspannendes Yin Yoga oder gar einfach nur eine Meditation um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht brauchst du aber eine kraftvolle Yoga-Stunde zur Stärkung der Muskulatur, oder eine fließende schweißtreibende Vinyasa-Stunde.
Im Laufe meiner Yoga-Reise habe ich viele Yoga-Stunden erlebt, die das Prädikat Rückenyoga hatten. Meine beste Rückenyoga-Stunde war aber etwas ganz anderes.
Meine beste Rückenyoga-Stunde
Die beste Rückenyoga-Stunde, an der ich je teilnehmen durfte, war während einer Fortbildung. Der Vormittag zeichnete sich durch viel Theorie und wenig körperliche Bewegung aus. In der Mittagspause konnte ich schon nicht mehr entspannt sitzen, weil mein unterer Rücken einfach nur verspannt war. Nachmittags hatten wir dann über zwei Stunden intensives anstrengendes Handstandtraining. Noch am anderen Morgen war mein Rücken so entspannt, wie ich es sonst nur nach einer ausgedehnten Thai-Yoga-Massage her kenne. Handstandtraining ist jetzt aber nun wirklich nicht das, was man sich im Allgemeinen unter Rückenyoga vorstellt.
Veränderung und Anpassung
Jeder Körper ist einzigartig, jeder hat seine eigenen Lebensumstände, die zur Entstehung von Rückenbeschwerden beitragen können. Jede Yoga-Lehrerin und jeder Yoga-Lehrer erlebt es immer wieder, dass eine Übung bei dem Einen Wunder bewirkt und bei dem Anderen keine positive Wirkung zeigt.
Aufgrund einer Skoliose und meiner beruflichen Tätigkeit leide auch ich immer wieder unter einem verspannten unteren Rücken und Problemen im Schulter-Nacken-Bereich. Das Thema Rückenyoga beschäftigt mich daher seit meiner ersten Yoga-Stunde im Dezember 2013. Im Verlauf der Jahre musste ich feststellen, dass Übungen, die mir anfangs sehr geholfen haben, heute kaum mehr Wirkung zeigen. Mein Körper hat sich verändert und wird es auch zukünftig tun, somit muss sich auch meine Yoga-Praxis ändern, um meine Rückenprobleme zu lindern.
Über die Jahre konnte ich für mich nur zwei gleichbleibende Regeln finden, die zu einer Linderung meiner Rückenprobleme führen:
- Bleibe jeden Tag in Bewegung.
- Nehme dir jeden Tag etwas Zeit für dich.
Falsche Hoffnungen
Aus unserer Sicht ist es nicht möglich etwas zu definieren, dass wir mit ruhigem Gewissen als Rückenyoga bezeichnen können.
Wir möchten uns nicht daran beteiligen, den Eindruck zu verfestigen, es gäbe so etwas wie Rückenyoga. Eine Art von Yoga, die ganz speziell für die Linderung oder der Vorbeugung von Rückenproblemen geeignet wäre. Aus den hier angesprochenen anatomischen Fakten und unseren eigenen Erfahrungen sind wir vielmehr zu folgender Überzeugung gelangt:
Jede Yoga-Stunde, in der du dich bewegst und in der auf eine gesunde Ausrichtung geachtet wird, ist auch eine Rückenyoga-Stunde.
Das Anbieten einer speziellen Rückenyoga-Stunde macht daher keinen Sinn. Auch wenn der eine oder andere Yoga-Anbieter das sicherlich ganz anders sieht, halten wir Rückenyoga-Stunden für eine reine Marketing-Strategie, mit der falsche Hoffnungen geweckt werden. Hoffnungen, die kurzfristig oder mittelfristig nicht erfüllbar sind.
Immer wieder erleben wir Menschen, die sich vom Yoga Wunder erwarten. Ein paar Rückenyoga-Stunden, wie gut sie auch auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sind, können nicht das wettmachen, was du deinem Körper im Laufe einer jahrelangen Vernachlässigung angetan hast. Diese komplett überzogenen Erwartungen, verleiten allzu häufig zu einem Stundenaufbau, in dem viel gedehnt wird.
Du möchtest eine schnelle Linderung der akuten Probleme, also geben wir sie dir, durch das Dehnen der verspannten Muskulatur. Dehnen führt im Allgemeinen aber nur zu einer kurzfristigen Linderung der Symptome.
Fazit
Yoga ist für uns eine nicht enden wollende Reise, in der es darum geht, sich selbst besser kennenzulernen, neue Herausforderungen und Abenteuer zu beschreiten und sich seinen eigenen Ängsten zu stellen.
Yoga ist Leben, Yoga ist Weiterentwicklung, Yoga ist menschlich und lebendig
Eine Festlegung, eine Verengung auf Rückenyoga, steht nach unserer Auffassung dem Grundgedanken der Weiterentwicklung entgegen. Denn allzu häufig, bleiben die Menschen in den Rückenyoga-Stunden gefangen und reden sich ein, mehr als an den Symptomen herumzudoktern sei nicht drin.
Wer weiß, vielleicht fehlt dir einfach nur das Abenteuer, die Möglichkeiten deines eigenen Körpers und deines eigenen Geistes mit Spaß und Freunde zu erforschen. Nur du kannst dich in die Lage versetzen ein langes, gesundes und vor allem ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der Weg kann hart und steinig sein, aber nur du kannst ihn gehen. Es ist ganz alleine deine Entscheidung, an dir und an deinem Körper zu arbeiten.
Wage den Schritt in das yogische Wunderland, finde zu dir selbst, wachse und überrasche dich selbst.
Kurz um, wir haben keine Rückenyoga-Stunden und das ist auch gut so!
Namasté
Olaf